Montag, 5. März 2012

Die Klapse und ich


Da ich nun schon bald ein Jahr lang meinen armen Blog, und damit meine weltweiten Millionen und Milliarden Fans vernachlässigt habe, ist es jetzt also mal wieder an der Zeit.
Vieles ist in den vergangenen Monaten passiert. Seit einigen Wochen befinde ich mich in teilstationärer Behandlung einer psychiatrischen Tagesklinik, um mich „emotional zu stabilisieren“.  Voraussetzung dafür ist natürlich die „emotionale Instabilität“, die ich also in vollstem Umfang und durch beharrlichen Ehrgeiz erworben habe. Über den sehr beschwerlichen Weg mich selbst furchtbar zu quälen und unglücklich zu machen – immerhin musste ich ein Leben lang hart dafür arbeiten– habe ich es jetzt endlich geschafft, mir den Pfad zu einem ausgeglichenen Leben zu ebnen. Jedem, der ein zufriedenes Leben führen will, kann ich den Weg über ein besonders selbstzerstörerisches Verhalten nur empfehlen, denn je niedergedrückter man sich fühlt, desto befreiender ist anschließend das Gefühl der Genesung. Hier gebe ich zunächst eine kurze Anleitung dazu, wie man sich am besten richtig schlecht fühlen kann:


  1. Sieh mindestens dreimal täglich in den Spiegel und sage dir wiederholt und mit Überzeugung: „Du bist nichts wert!“

  1. Atme immer möglichst flach, das verhindert zu tiefe Empfindungen und du willst ja schließlich innerlich tot sein

  1. Höre auf dich zu pflegen, gehe nicht mehr aus, treibe keinen Sport und vermeide jeden sozialen Kontakt

  1. Versuche jede Nacht nicht mehr als drei Stunden zu schlafen

  1. Ernähre dich entweder Fett- und Kalorienhaltig oder verzichte ganz auf das Essen

  1. Dunkel deine Wohnung ab und lass keine Sonnenstrahlen mehr herein

  1. Sieh dir regelmäßig die Nachrichten an

  1. Wenn du doch einmal auf die Straße gehen musst, dann reagiere unfreundlich auf Passanten, remple gelegentlich jemanden an und beschimpfe ihn dafür

  1. Sammle so viele negative Empfindungen wie möglich in dir an und lasse deine Aggressionen an anderen (am besten an engen Freunden) oder aber an dir selber aus

Hast du dir die einzelnen Schritte gut eingeprägt? Herzlichen Glückwunsch! Der erste Schritt zu einem ausgeglichenen und zufriedenen Leben ist damit getan. Bald wirst auch du dich so schlecht fühlen, dass du in psychiatrische Behandlung gehörst. Wenn du ein Naturtalent bist, schaffst du es vielleicht sogar bis in die Geschlossene! Wie auch immer du es angehst, wenn du erst einmal in Behandlung bist, wirst du lernen wie du es schaffen kannst, mit deinem Leben zufrieden zu sein. Und das ist ja schließlich Sinn und Zweck unseres ganzen Unterfangens, nicht wahr? Ich habe es also immerhin bis in die Tagesklapse geschafft. Vielleicht hätte ich mich insgesamt auch mehr bemühen können, aber ich bin eben kein bemerkenswert strebsamer und lebenstüchtiger Mensch…


Das passende Musikvideo zum Thema "die Klapse und ich"

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