Donnerstag, 20. September 2012

Abgelehnt!


Ich habe einen Romaaaan geschrieben und verschiedene Leseproben bei unterschiedlichen Verlagen eingereicht. Bei Suuuuhrkamp, Piiiiper und vom Dtv habe ich jetzt eine Ablehnung bekommen.

„Aus rein verlagstechnischen Gründen können wir ihr Manuskript leider nicht berücksichtigen…“

Ja genau, und im Himmel ist Jahrmarkt! Das stimmt überhaupt nicht! Die haben mich gar nicht aus „verlagstechnischen Gründen“ abgelehnt, die wollen meinen Roman nämlich nur nicht veröffentlichen, weil der so langweilig und doof ist! Na und?! Tolstoi ist auch langweilig! Und Dostojeeeewski, und Thomas Maaaann… Alles Langweiler, aber die sitzen rum auf ihren „Zauberbergen“ und ihren „Kosaken“ und schaukeln sich die Eier mit ihren Nobelpreisen – und ihren abgelehnten Nobelpreisen… Dafür kann ICH Namen rülpsen. Interessiert AUCH keinen.

Ich hab dann gleich zu meiner Freundin gesagt, dass ich beim Dtv schön Widerspruch einlegen werde, dass die meinen langweiligen Roman gefälligst veröffentlichen sollen. Aber Lisa dann gleich wieder:

„Man KANN keinen Widerspruch einlegen, wenn ein Romanvorschlag von einem Verlag abgelehnt wird“

Türlich kann ich. Ich kann machen was ich will, schließlich bin ich volljährig.

„Du kannst aber auch nicht erwarten, dass einer der größten Verlage Deutschlands gerade DEINEN Roman veröffentlicht“

Genau! Aber Goethe, ne?! DEN könnense veröffentlichen!

„Vergleichst du dich gerade mit Goethe?“ 

- - - - - - - - - - - - - - - Schnauze!

Aber mal im Ernst, was ist denn bitteschön der Unterschied zwischen Thomas Mann und mir? Ganz genau! NUR weil ich ne Tussi bin, wollen die meinen Roman nicht veröffentlichen, diese Rassisten! DAS isses nämlich! Dabei ist mein Roman mindestens GENAUSO langweilig wie der Zauberberg, aber dafür nur ein Drittel so lang. Freuen sich die Kinder.

„Na ja, Mandana, mal ganz ehrlich, hältst du deinen Roman denn eigentlich selbst für verlegungswürdig?“

Na toll Lisa, du weichst schon wieder vom Thema ab! Blöde Kuh…

Na dann eben nicht. Irgendwann veröffentlichen die meinen langweiligen, dämlichen Roman schon und dann können Tolstoi und Thomas Mann mich schön an meinem fetten Schriftstellerhintern lecken… SO wird nämlich `n Schuh draus!

Samstag, 7. Juli 2012

Meine Schlafstörung und Ich

Nie kann ich schlafen! Keine Ahnung, welche Erbsen in meiner Murmel nicht rund laufen, aber es macht keinen Spaß. Andererseits muss sich jemand, der so eine verweichlichte Matschbirne hat wie ich, wohl auch nicht wundern.
Eigentlich ist es ja auch absurd zu erwarten, schlafen zu können. Schlaf ist in der heutigen Gesellschaft sowieso völlig überbewertet. Wer braucht schon Schlaf? Zur Ruhe kommen kann ich schließlich immer noch, wenn ich tot bin. Aber irgendwie ist mir etwas am Schlaf gelegen, ich weiß auch nicht woran das liegt. Klingt wunderlich, ist aber so.
Hier sitze ich also mit einem Schlafdefizit von 382 Stunden. Von meinen Augenringen will ich gar nicht erst anfangen. Ich sehe aus wie ein Waschbär. Und trotzdem weigert sich mein Körper nach wie vor beharrlich und konsequent dagegen, zu schlafen. Ich weiß nicht, was das soll. Was mein Körper aufgrund des Schlafmangels stattdessen tut, ist jedoch nicht uninteressant. Er dissoziiert. Und er halluziniert. Ja, DAS schafft er natürlich noch. Es ist logischerweise auch WESENTLICH unkomplizierter für so ein Gehirn, Erlebnisinhalte vom normalen Bewusstsein abzuspalten und auf diese Weise die Integration von Identität, Gedächtnis und Bewusstheit zu beeinträchtigen sowie Sinnestäuschungen ohne reale Wahrnehmungsobjekte hervorzurufen, als schlicht und ergreifend den Schlaf auszulösen.
Und so muss ich mich also weiterhin damit abfinden, furchtbar auszusehen. Erschöpft, abgezehrt, eingefallen, verbraucht. Und was doch am schlimmsten für eine junge Frau ist – alt. Ich sehe alt aus. Verschrumpelt, wie eine Rosine. Neulich, als ich mit meinem Freund unterwegs war, begegnete uns auf der Straße ein junger Mann. Als er mich sah, sagte er erschrocken:
„Gott, ich dachte Johannes Heesters ist tot! Aber so wie’s aussieht, hat der Ärmste es wohl bald endgültig hinter sich….“ Volltreffer! Ich wette, dass mein Freund noch nie so stolz darauf war, mich als Freundin an seiner Seite zu haben, wie in diesem Augenblick...
Und so geht die Warterei auf den ollen Schlaf also weiter…Bekloppt, wa?


Montag, 25. Juni 2012

Ist euch sowas auch schon mal passiert?


Als ich eines Abends gegen 23.00h müde vom Spätdienst kam und in Gedanken versunken meine Straße hinunterlief, verließ ein junger Mann einen kleinen Italiener gerade in dem Moment, in dem ich das Lokal passieren wollte. Ich kannte sein Gesicht, aber ich konnte es nicht einordnen. Er musste irgendwo im selben Haus arbeiten wie ich, da war ich mir sicher, und in Sekundenschnelle ratterte mein Verstand sämtliche Möglichkeiten durch: Praktikant, Zivi, BSJler, Reinigungskraft… ich fand es nicht. Und da er mich höchstwahrscheinlich genauso vergeblich einzuordnen versuchte wie ich ihn, ergriff ich als emanzipierte Frau schließlich die Initiative (was hat das eigentlich mit emanzipiert zu tun?) und sagte etwas bedeppert, weil ich so übermüdet war:
„Du kommst mir so bekannt vor, wir kennen uns doch von irgendwoher?“
Der junge Mann grinste spöttisch und schüttelte den Kopf.
„Eher nicht“, antwortete er.
In eben diesem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen und mir wurde siedendheiß bewusst, was Sache war. Erschrocken sagte ich:
„Owei, jetzt hab ich’s gerafft… tschuldigung…!“
„Kein Problem“, antwortete Daniel Brühl belustigt und ich eilte beschämt weiter.
Oh Mann, in Mitte sieht man die Groupies vor lauter Schauspielern nicht. Oder so ähnlich. 

Mittwoch, 6. Juni 2012

Meine Persönlichkeitsstörung und Ich

"Ich habe Angst davor, nie wieder gesund zu werden", sagte ich zum Psychologen. Ein betretenes Schweigen setzte ein, das mir nicht gerade Zuversicht einflößte. Schließlich räusperte er sich und antwortete:
"Bei einer Persönlichkeitsstörung geht es eigentlich auch viel weniger darum wieder gesund zu werden, als viel mehr darum einen Weg zu finden, damit leben zu lernen."
Das war also SEIN Weg mir mitzuteilen, dass Hopfen und Malz für mich schon längst verloren war. Aufmunternd und fröhlich fügte er hinzu:
"Nehmen sie HIV-Infizierte zum Beispiel, die haben inzwischen auch ganz gute Lebenserwartungen und können größtenteils ein weitgehend normales Leben führen, trotz der  tödlichen Bedrohung."
Aha. Na wenn das so ist... Da freu ich mich aber. Das Beste aus meiner Situation solle ich machen. Gut. Dann werde ich zunächst einmal versuchen meine Symptome  zusammenzutragen, um dann das Beste daraus zu machen. Also los.

  • Massive Schlafstörungen mit Alpträumen, aus denen ich in kaltem Nachtschweiß gebadet aufschrecke
  • Desorientierung
  • Antriebslosigkeit, sodass ich manchmal für mehrere Tage das Bett nicht verlassen kann
  • Das Gefühl der inneren Leere
  • Eine tiefgehende Wut
  • Selbstzweifel und Selbsthass
  • Verharren in Beziehungen, die nicht gut für mich sind
  • Selbstzerstörerisches Verhalten
  • Mangelnde soziale Kontakte
  • Verlust meiner Selbstachtung, da ich mich weiterhin von Menschen demütigen, erniedrigen und psychisch vergewaltigen lasse, die mir eigentlich zur Seite stehen sollten
  • Eine tiefgreifende Angst
  • Traurigkeit, Hilflosigkeit, Verzweiflung
  • Unzureichendes Selbstwertgefühl
  • Aufspaltung meiner Person, mein Körper und Geist sind desintegriert
  • Zerfall meiner Ich-Grenzen
  • Unwirklichkeit in meiner Selbstwahrnehmung, das Gefühl der Betäubtheit
  • Selbstmordgedanken

So. Also, wenn ich mir diese popligen Furz-Symptome so ansehe, stelle ich fest, dass das ganze eigentlich wirklich gar nicht so dramatisch ist, wie ich zuerst dachte. Das bisschen Kontrollverlust. Ok. Und jetzt: Das Beste draus machen. Dafür werde ich einmal meine Erfolge aufzählen, die ich bisher in meinem Leben erzielt habe...
Na ja, immerhin habe ich es mal geschafft, eine Kerze auszurülpsen...
Oh Mann, das war toll! Jetzt brauch ich 'ne Zigarette... Vielleicht ist so eine Persönlichkeitsstörung ja doch gar nicht so übel. Eigentlich ist sie sogar ziemlich cool, weil originell. Vielleicht schaffe ich es ja sogar, einen Trend daraus zu machen. Das ist hierzulande ja gar nicht so schwer.

Bis vor kurzem war ja noch das ADHS ganz groß im Kommen und ziemlich hip. Jeder hat es und das ADHS ist an allem Schuld. Wenn die Bälger undiszipliniert sind und keinen Funken Respekt zeigen, zum Beispiel. Oder wenn eines dieser Versagerländer mal wieder in den Bankrott geht. Oder wenn nichts gutes im Fernsehen läuft. Ganz egal, was auch immer schief läuft in deinem Leben, oder wie verzogen deine Gören auch immer sein mögen, übernehme bloß nicht selbst die Verantwortung, sondern schieb es einfach aufs ADHS, egal wie wenig Sinn es macht. Das fällt überhaupt nicht auf.

Nachdem sich die Aufregung um das ADHS dann etwas gelegt hatte, folgte ja sofort die nächste hypochondrische Modeerscheinung, die wie ein Tsunami über die Republik geschwappt ist. Eine reichlich tuntige Modeerscheinung, möchte ich hinzufügen. Laktoseintoleranz. Jeder hat sie. Auf einmal. Ganz plötzlich ist sie aus dem Nichts entstanden und jeder, der heute wirklich etwas auf sich hält, ist seit neuestem auch laktoseintolerant. Ich verstehe diese neuen Moden nicht. Dass es im Moment ganz besonders schick sein soll, jeden wissen zu lassen, dass einem beim Verzehr eines Stückchens Käse der Hintern hochgeht wie eine Wasserstoffbombe. Nur in Methan. Wenn ich mich gelegentlich mit Anderen über dieses Laktoseintoleranz-Phänomen unterhalte, setzt grundsätzlich zuerst ein beklemmtes Schweigen ein, bevor meine Gesprächspartner verlegen antworten:
"Ja, stimmt. Das ist echt total übertrieben. Aber ICH hab das WIRKLICH...!"
Genau! Ich kann euch eure Laktoseintoleranz ja auch mal rausprügeln, wie wär DAS denn mal?! 
Na ja, wer's eben braucht. Warum dann also nicht auch mal eine Persönlichkeitsstörung? Zum sich sinnlos drauf rausreden.

"Schahatz, du hast vergessen Klopapier zu kaufen"
"Ja, ich hab aber vielleicht auch 'ne Persönlichkeitsstörung!?"

Das wär's doch! 
  


Montag, 5. März 2012

Die Klapse und ich


Da ich nun schon bald ein Jahr lang meinen armen Blog, und damit meine weltweiten Millionen und Milliarden Fans vernachlässigt habe, ist es jetzt also mal wieder an der Zeit.
Vieles ist in den vergangenen Monaten passiert. Seit einigen Wochen befinde ich mich in teilstationärer Behandlung einer psychiatrischen Tagesklinik, um mich „emotional zu stabilisieren“.  Voraussetzung dafür ist natürlich die „emotionale Instabilität“, die ich also in vollstem Umfang und durch beharrlichen Ehrgeiz erworben habe. Über den sehr beschwerlichen Weg mich selbst furchtbar zu quälen und unglücklich zu machen – immerhin musste ich ein Leben lang hart dafür arbeiten– habe ich es jetzt endlich geschafft, mir den Pfad zu einem ausgeglichenen Leben zu ebnen. Jedem, der ein zufriedenes Leben führen will, kann ich den Weg über ein besonders selbstzerstörerisches Verhalten nur empfehlen, denn je niedergedrückter man sich fühlt, desto befreiender ist anschließend das Gefühl der Genesung. Hier gebe ich zunächst eine kurze Anleitung dazu, wie man sich am besten richtig schlecht fühlen kann:


  1. Sieh mindestens dreimal täglich in den Spiegel und sage dir wiederholt und mit Überzeugung: „Du bist nichts wert!“

  1. Atme immer möglichst flach, das verhindert zu tiefe Empfindungen und du willst ja schließlich innerlich tot sein

  1. Höre auf dich zu pflegen, gehe nicht mehr aus, treibe keinen Sport und vermeide jeden sozialen Kontakt

  1. Versuche jede Nacht nicht mehr als drei Stunden zu schlafen

  1. Ernähre dich entweder Fett- und Kalorienhaltig oder verzichte ganz auf das Essen

  1. Dunkel deine Wohnung ab und lass keine Sonnenstrahlen mehr herein

  1. Sieh dir regelmäßig die Nachrichten an

  1. Wenn du doch einmal auf die Straße gehen musst, dann reagiere unfreundlich auf Passanten, remple gelegentlich jemanden an und beschimpfe ihn dafür

  1. Sammle so viele negative Empfindungen wie möglich in dir an und lasse deine Aggressionen an anderen (am besten an engen Freunden) oder aber an dir selber aus

Hast du dir die einzelnen Schritte gut eingeprägt? Herzlichen Glückwunsch! Der erste Schritt zu einem ausgeglichenen und zufriedenen Leben ist damit getan. Bald wirst auch du dich so schlecht fühlen, dass du in psychiatrische Behandlung gehörst. Wenn du ein Naturtalent bist, schaffst du es vielleicht sogar bis in die Geschlossene! Wie auch immer du es angehst, wenn du erst einmal in Behandlung bist, wirst du lernen wie du es schaffen kannst, mit deinem Leben zufrieden zu sein. Und das ist ja schließlich Sinn und Zweck unseres ganzen Unterfangens, nicht wahr? Ich habe es also immerhin bis in die Tagesklapse geschafft. Vielleicht hätte ich mich insgesamt auch mehr bemühen können, aber ich bin eben kein bemerkenswert strebsamer und lebenstüchtiger Mensch…


Das passende Musikvideo zum Thema "die Klapse und ich"

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