Montag, 9. März 2015

Zum Scheißen zu doof -aka- Zu blöd, um aus'm Bus zu winken

Ich hab mir in letzter Zeit viele Gedanken über meine Bildung gemacht. Falls bei mir überhaupt von Bildung die Rede sein kann. Ich bin nämlich, zugegeben, nicht gerade die hellste Birne im Leuchter. Das liegt in meiner Familie. Bei uns gilt es schon als Erfolg, wenn man es schafft, den Unterschied zwischen einer Zahnbürste und einem Glas Senf zu erkennen.

Wenn ich mir dagegen die vielen anderen Leute um mich herum so ansehe, die in vielem so versiert sind und die sich so gewählt auszudrücken wissen... Ich kenne zum Beispiel einen Mathematikprofessor, der einmal die Zutaten eines Käsekuchens im völligen Ernst als "Parameter" bezeichnet hat. Oweia. Die Parameter des Käsekuchens. Was kommt als nächstes, die erste binomische Formel der Gewürzgurke? In meiner Familie benutzt man keine Wörter wie Parameter. Wir wissen noch nicht mal, was das überhaupt bedeuten soll. Wir gehören eher zu den einfach gestrickten Menschen, die zur Toilette immer noch "Scheißhaus" sagen, so wie's sich gehört.

Wir haben schon immer etwas eigentümliche Wörter oder Wortkonstruktionen bevorzugt. Meine Oma sagte damals zum Beispiel immer zu ihren eigenen Brüsten "Quarktaschen". Und meine Uroma wiederum hatte ihre eigenen Bezeichnungen für Unterhosen. Die hießen bei ihr immer "Arschbescheißer" oder "Fotzenhalter". Sie war immer eine Frau von Klasse und Niveau. Und sie war eine richtige Poetin. Sie hatte eigens für meinen iranischen Vater einen Vers verfasst, der ging so:

"Allah ist groß, Allah ist mächtig,
wenn er auf'm Stuhl steht
ist er eins sechszig"

So sind wir in meiner Familie, großmäulig und frech, aber von Gehirnen nicht die geringste Spur. Ein Beispiel:

Der Vater meines Ex-Freundes hatte damals das Atomkraftwerk in Greifswald gebaut. Mein Vater hat versucht seine eigenen Püpse anzuzünden. Na gut, gewissermaßen hat das ja auch mit Atomenergie zutun... 
Als mein Neffe mir neulich erzählte, dass er mal wieder eine Mathearbeit verhauen hat, tröstete ich ihn mit den Worten: "Eine 5 in Mathe gibt doch Anlass zur Hoffnung, wenigstens einer in der Familie ist normal. Außerdem sind Verlierer die Gewinner von morgen." 

Alles was mich auszeichnet, ist die Tatsache, dass ich einmal einen Rülpswettbewerb gewonnen und ein anderes Mal eine Fliege totgepullert habe. Ich habe wirklich von nichts ne Ahnung, aber davon ne ganze Menge. Tatsächlich habe ich es in meiner Familie mit einer Berufsunfähigkeit am weitesten von uns allen gebracht. Ich glaube, dass ich einfach in jeder Hinsicht zu langsam für diese Zeit bin, in der zum Beispiel auch ständig irgendwelche neuen Begriffe auftauchen, die jeder andere Mensch scheinbar wie selbstverständlich sofort versteht und richtig anzuwenden weiß. Nur ich natürlich nicht.

Bis vor kurzem dachte ich noch, ein "Selfie" sei eine Masturbationstechnik. Und ich hab mich noch so darüber gewundert, wie offen auf einmal alle damit umgehen. Als die immerhin 71 jährige Mutter meiner Freundin uns stolz erzählte, dass sie 8 Selfies gemacht und auf Facebook hochgeladen habe, flüsterte ich meiner Freundin angewidert zu: "Was für eine exhibitionistische Schlampe deine Mutter ist..."

Oder "Hashtags"... Was soll das denn bitteschön sein, eine Gewichtseinheit für Cannabis? Manchmal überfordern mich solche Dinge total. 

Ich weiß jedenfalls nicht, was noch aus jemanden wie mir werden soll, mit so einem großen Mangel an Allgemeinbildung, in meinem Alter, mit Ende sechzig und ohne Arbeit. Vielleicht sollte ich einfach eine neue Religion aufmachen. Immerhin ist das eine Marktlücke, die seit der Erfindung des Islam nicht mehr geschlossen wurde. Ich meine nicht so'ne olle Splittergruppe einer bereits vorhandenen Religion, das machen schon die anderen. Sowas ist nur für Lahmärsche und Terroristen.

Nee, ich meine so'ne richtig brandneue eigenständige Weltreligion mit allem Schnickschnack. Könnte doch funktionieren. Schließlich sind die Menschen leichtgläubig und manipulierbar. Und doof. Wenn man bedenkt, dass immerhin Milliarden Menschen auf der Welt die Idee der Evolution blasphemisch finden, aber im selben Atemzug den Leib ihres Erlösers fressen und sein Blut saufen und das auch noch total normal finden... perverse Vögel! Da wo ich wohne, nennt man das Kannibalismus, drüben, Ecke Anklamerstraße. Ob die Menschen absichtlich so behämmert sind? Ich glaube ja, dass der liebe Gott ne ganz schöne Knalltüte ist. Und wahrscheinlich Kommunist dazu.

Jedenfalls finde ich Religiöne, so wie sie sind, total dusselig. Und da komm ich ins Spiel. Man muss vielleicht einfach nur ein bisschen mit der Zeit gehen und attraktive Werbekampagnen starten, um potentielle Mitglieder seiner Religion für sich zu gewinnen. Sowas wie "Beichte eine Sünde und erhalte dafür Freibier" oder "Werbe jemanden für meine Religion an und erhalte als Prämie drei Hashtags gratis" In meiner Religion ist der Konsum leichter Drogen nämlich erlaubt. Man könnte auch über eine Art Vergebungsflatrate für Wiederholungssünder nachdenken. Sowas halt.

Wenn man sich selbständig machen will, wird das finanziell sogar vom Amt gefördert, ist doch cool. Dann lass ich mich einfach zur staatlich anerkannten Religionsaufmacherin umschulen. Aber ich lass meine Anhänger dann nicht bis nach Mekka oder Medina oder Pegida pilgern, is viel zu weit weg. Ich bau mir von meinen Fördergeldern einfach meinen eigenen heiligen Pilgerklotz und stell den dann nach Loitz an der Peene. Vorpommern ist nämlich das neue Saudi-Arabien. Und wenn ich dann meine eigene Religion habe, bin ich wehnigsens endlich mal jemand. Dann bestümme ich wo's langgeht. Und wer nicht auf mich hört, dem schneid ich die Rübe ab!